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AutorenbildEsther Zürcher

Dieses Virus hält uns auf Trab

Aktualisiert: 10. Mai 2022

…oder was sich seitdem täglich bei uns geändert hat


«Früher war alles besser» so oder ähnlich haben unsere Eltern und Grosseltern damals von der guten alten Zeit berichtet und heute erinnern auch wir uns an eine Zeit ohne Masken und Einschränkungen. Dass die Massnahmen unser Leben in wenigen Monaten verändert haben, ist unbestritten. Wir gehen Einkaufen mit Maske, desinfizieren uns mehrmals täglich die Hände, arbeiten im Homeoffice, bestellen immer öfters online und distanzieren immer bewusster von unseren sozialen Kontakten – was sich zu Beginn fremdartig anfühlte, ist heute nahezu selbstverständlich. Was viele nicht wissen ist, wie massiv die Massnahmen unseren Berufsalltag als Bestattungs- und Beratungsunternehmen beeinflusst haben und was das für die Trauernden und Angehörigen bedeutet.


Telefonische und persönliche Beratung gewinnt an Bedeutung

Schon immer hatte die telefonische Erstberatung einen hohen Stellenwert in unserem Unternehmen. Die meisten Anrufer sind zum ersten Mal mit dieser, für sie ungewöhnlichen Situation konfrontiert. Der Verlust eines lieben Angehörigen muss nicht nur emotional verarbeitet werden, sondern bringt Abläufe und Fristen mit sich, die eingehalten werden müssen. Die wenigsten unserer Kunden wissen, was gesetzlich vorgeschrieben ist und wie sie bei einem Todesfall vorgehen müssen. Da ist geschultes Personal mit viel Einfühlungsvermögen und breiten Sprachkenntnissen gefragt. Die neuen Regeln, und Einschränkungen führen zu noch mehr Verunsicherungen und beeinflussen den Ablauf einer Bestattung. Umso wichtiger ist die telefonische Erstberatung und die persönliche Begleitung, damit auch individuelle Anliegen zur Zufriedenheit der Kunden organisiert werden können.


Was ist denn nun erlaubt und was nicht?

Viele Kunden wollen vorgängig wissen, ob ein persönlicher Abschied mit einer Aufbahrung möglich ist. Das betrifft vor allem Kulturkreise, welche den persönlichen Abschied am Sarg sehr zelebrieren, was ein wichtiger Bestandteil der Religion darstellt. Trotz eines erheblichen Mehraufwandes und unter Einhaltung besonderer Massnahmen, können wir dies ermöglichen. Dasselbe gilt für die Einäscherung im Krematorium, die je nach Religion durch einen Angehörigen auf Knopfdruck gestartet wird und sehr geschätzt wird. Im Moment ist der Zugang für Angehörige ins Krematorium wieder möglich, allerdings nur zu Bürozeiten und die Friedhöfe halten sich an lokal unterschiedliche Regelungen bei Covid-19 Verstorbenen. Genau dafür wurde ein spezieller Raum vorbereitet, der auch die Verabschiedung von Virus-Erkrankten ermöglicht. Unser Team ist darauf eingestellt, möglichst alle Wünsche der Angehörigen zu berücksichtigen und einen persönlichen Abschied zu ermöglichen.


Was niemand weiss…

Ein Teil unserer Arbeit widmet sich dem Verstorbenen, was eine besondere ethische und moralische Einstellung verlangt. Beim Einkleiden sind die Angehörigen eingeladen, sich daran zu beteiligen und dabei zu sein, sofern sie das möchten. Im Moment heisst dies allerdings, dass erhebliche Zusatzmassnahmen getroffen werden müssen. Jeder Teilnehmende ist durch einen speziellen Anzug, eine Schutzbrille und doppelte Handschuhe geschützt und natürlich wird der ganze Raum vorher und nachher eingehend desinfiziert. Diese Vorsichtsmassnahmen erscheinen im ersten Moment im Institut einfach zu handhaben, sind aber bereits beim Abholen einer verstorbenen Person im Spital oder Zuhause notwendig. Das heisst, dass ein Sarg zum Teil mehrere Stockwerke über die Treppe hinuntergetragen werden muss, was einem Kraftakt unter Saunabedingungen gleichkommt. Natürlich möchte man einen Sarg stilvoll und mit Respekt von den Angehörigen wegbringen – alles andere ist unmoralisch und widerspricht unserem hohen Standard. Auch bei der Wahl des Fahrzeuges wird darauf geachtet, dass immer dasselbe Auto verwendet wird und alle verwendeten Geräte werden durchgehend gekennzeichnet, gereinigt und desinfiziert.


Viele unterschiedliche Religionen und Kulturen

Die Arbeit als Bestatter ist sehr vielseitig und braucht ein grosses Mass an Empathie und Freude am Umgang mit Menschen. «Wir haben mehr mit den Lebenden zu tun als mit den Verstorbenen. Es ist spannend und interessant zugleich, wie unterschiedlichen Kulturen und Religionen mit dem Thema Tod und den Bestattungsvorgang umgehen. Aber alle unsere Kunden haben eines gemeinsam: Sie wollen ernst genommen und verstanden werden. Das macht unsere Arbeit, trotz aller zusätzlichen Massnahmen so spannend. Die Situation hat sich weitgehend normalisiert und die neuen Arbeitsabläufe haben sich eingespielt, so können wir wieder für unsere Kunden da sein und hie und da auch ein Stück Lebensgeschichte erfahren.» sagt Esther Züricher Geschäftsleiterin und Mitinhaberin des Allgemeinen Bestattungsinstitutes Harfe GmbH.



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