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AutorenbildEsther Zürcher

Mortsafe Metallkäfige auf alten Gräbern

Metallkäfige auf alten Gräbern, auch bekannt als "Mortsafes", sind rätselhafte und faszinierende Relikte aus vergangenen Zeiten. Diese ungewöhnlichen Vorrichtungen, die oft auf Friedhöfen in Schottland und einigen Teilen Englands zu finden sind, haben im Laufe der Jahrhunderte viele Spekulationen und Geschichten ausgelöst. Eine dieser Geschichten besagt, dass sie dazu dienten, Vampire oder Zombies daran zu hindern, aus ihren Gräbern aufzusteigen. Doch die Wahrheit ist etwas weniger mysteriös, wenn auch immer noch faszinierend.


Die Ära, in der diese Metallkäfige auf Gräbern erschienen, fällt in das 18. und 19. Jahrhundert, eine Zeit, in der der Aberglaube und die Furcht vor Leichenräubern und wissenschaftlichen Experimenten mit menschlichen Überresten weit verbreitet waren. Zu dieser Zeit gab es in der Medizin eine wachsende Nachfrage nach Leichen für anatomische Studien und anatomische Theater. Dies führte zu einem lukrativen Markt für Leichen, die illegal von Friedhöfen gestohlen wurden.


Die Forderung nach Leichen für anatomische Studien und anatomische Theater, die im 18. und 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, war eine direkte Folge des aufblühenden Interesses an der menschlichen Anatomie und der wissenschaftlichen Forschung. Diese Epoche, die als "Zeitalter der Aufklärung" bekannt ist, brachte ein gesteigertes Interesse an Wissenschaft und Bildung mit sich, insbesondere im Bereich der Medizin.


Anatomische Studien waren zu dieser Zeit von entscheidender Bedeutung für die medizinische Forschung und Fortschritte. Sie ermöglichten den Medizinern ein besseres Verständnis der menschlichen Anatomie und damit die Entwicklung neuer chirurgischer Techniken und medizinischer Behandlungen. Anatomische Theater, oft in Universitäten oder medizinischen Schulen zu finden, dienten als Orte, an denen Medizinstudenten und Fachleute die Anatomie des menschlichen Körpers studieren und praktische Erfahrungen sammeln konnten.


Diese steigende Nachfrage nach menschlichen Überresten führte jedoch zu einem problematischen Markt für Leichen. Medizinische Schulen und anatomische Theater benötigten regelmässigen Nachschub, und die legale Beschaffung von Leichen war schwierig. Dies führte dazu, dass Leichenräuber, auch bekannt als Resurrektionisten1), begannen, frische Gräber zu plündern, um ihren Bedarf zu decken.


Diese illegalen Aktivitäten sorgten für weitverbreitete Angst und Besorgnis in der Bevölkerung. Die Idee, dass der Körper eines geliebten Verstorbenen nach dem Begräbnis entwendet werden könnte, war für viele Menschen unerträglich. Die Mortsafes waren daher eine praktische Lösung, um die Ruhestätten zu schützen und sicherzustellen, dass die Verstorbenen unberührt blieben.


In den folgenden Jahrzehnten wurden Gesetze erlassen und Massnahmen ergriffen, um den illegalen Handel mit Leichen zu unterbinden. Dies führte dazu, dass die Verwendung von Mortsafes allmählich zurückging und schliesslich verschwand. Trotzdem bleiben diese seltsamen Konstruktionen als historische Zeugnisse einer Zeit, in der wissenschaftlicher Fortschritt und Aberglauben auf unheimliche Weise miteinander verflochten waren, in Erinnerung.


Mortsafes als logische Folge von Grabraub

Die Mortsafes wurden als Antwort auf diese Bedrohung entwickelt. Sie waren in der Regel aus Metall gefertigt und über das frische Grab gelegt. Oft wurden sie mit schweren Platten oder Gittern gesichert und mit Vorhängeschlössern verschlossen. Die Idee dahinter war, die Ruhestätte vor Leichenräubern zu schützen und sicherzustellen, dass der Körper unberührt blieb.


Obwohl es also keine Verbindung zu Vampiren oder Zombies gibt, ist die Vorstellung von Metallkäfigen über Gräbern ein bezeichnendes Beispiel für den Aberglauben und die Angst vor dem Unbekannten in vergangenen Zeiten. Die Menschen fürchteten nicht nur den Verlust ihrer Angehörigen, sondern auch die Möglichkeit, dass ihre Körper nach dem Tod entweiht werden könnten.



Mit dem Fortschritt der medizinischen Wissenschaft und der Einführung von Gesetzen, die den Diebstahl von Leichen verbieten, verlor die Verwendung von Mortsafes im Laufe des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Heute sind diese Metallkäfige oft faszinierende historische Kuriositäten auf Friedhöfen, die an eine Zeit erinnern, in der der Aberglaube und die Angst vor dem Jenseits tief verwurzelt waren.


Insgesamt sind die Metallkäfige auf alten Gräbern ein Beispiel für die komplexen und oft unheimlichen Aspekte der Friedhofskultur und der menschlichen Beziehung zum Tod. Während sie keine Vampire abwehrten, erzählen sie dennoch eine interessante Geschichte über die Ängste und Sorgen vergangener Generationen und die Massnahmen, die sie ergriffen haben, um ihre Liebsten zu schützen.


Hier sind einige Gründe, warum Resurrektionisten heute eine Seltenheit sind


Gesetzliche Regulierung

Die meisten Länder haben strenge Gesetze und Vorschriften erlassen, die die Beschaffung und den Umgang mit menschlichen Leichen regeln. Diese Gesetze schreiben vor, dass Leichen nur von qualifiziertem medizinischem Personal oder für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden dürfen. Dies hat den illegalen Handel mit Leichen erheblich erschwert.


Alternative Quellen für Anatomiestudien

Heutzutage gibt es alternative Quellen für Leichen, die für anatomische Studien und medizinische Ausbildung verwendet werden. Viele Menschen spenden ihre Körper nach dem Tod der medizinischen Wissenschaft, was den Bedarf an gestohlenen Leichen reduziert.


Fortgeschrittene Technologie

Die Fortschritte in der medizinischen Bildgebung und Computermodellierung haben die Notwendigkeit verringert, auf menschliche Leichen als Hauptquelle für anatomisches Studienmaterial zurückzugreifen.


Bewusstsein und Ethik

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ethische Fragen im Zusammenhang mit der Verwendung von Leichen sowie die strengeren ethischen Standards in der medizinischen Ausbildung und Forschung haben dazu beigetragen, illegale Praktiken zu reduzieren.


Überwachung und Sicherheitsmassnahmen auf Friedhöfen

Friedhöfe sind heute besser überwacht und gesichert, was es schwieriger macht, Gräber zu plündern, ohne erwischt zu werden.


Insgesamt haben gesetzliche Massnahmen, Fortschritte in der medizinischen Ausbildung und Ethik, sowie eine grössere Sensibilisierung der Öffentlichkeit dazu beigetragen, den illegalen Handel mit Leichen weitgehend zu stoppen und die Praktiken der Resurrektionisten in der heutigen Zeit zu minimieren.


** Die Bezeichnung "Resurrektionisten" kann sich auf zwei völlig verschiedene Dinge beziehen, die wenig miteinander zu tun haben:


«Resurrektionisten als Leichenräuber»

Wie in meiner vorherigen Antwort erläutert, waren Resurrektionisten historisch gesehen Menschen, die Leichen aus Gräbern entwendeten, insbesondere für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke. Diese Praxis war im 18. und 19. Jahrhundert in einigen Teilen der Welt verbreitet, wurde jedoch durch Gesetze und strengere Kontrollen über die Verwendung von Leichen praktisch eliminiert.


«Resurrektionisten als katholische Ordensgemeinschaft»

Die Kongregation der Resurrektionisten ist eine katholische Ordensgemeinschaft, die im 19. Jahrhundert gegründet wurde und dem päpstlichen Recht untersteht. Die Resurrektionisten sind auch unter dem Namen "Paters der Auferstehung" bekannt. Ihr Hauptziel ist es, die Gläubigen in den Glauben an die Auferstehung Christi zu führen und spirituelle Unterstützung zu bieten. Diese Ordensgemeinschaft hat keine Verbindung zu illegalen Praktiken wie dem Grabraub.


Es ist wichtig, zwischen diesen beiden völlig unterschiedlichen Verwendungen des Begriffs "Resurrektionisten" zu unterscheiden. Die Kongregation der Resurrektionisten ist eine etablierte religiöse Gemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche, während die historischen Resurrektionisten, wie bereits erwähnt, mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden.



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